18.Jan.2003
Feines Heimspiel
Karl Harb, Salzburger Nachrichten
Einem interessanten Kapitel klingender Bachforschung widmete sich der aus Salzburg stammende Cembalist Florian Birsak in seinem Solo-Abend für die Salzburger Bachgesellschaft, Samstag im vollen Kaisersaal der Residenz. Birsak spielte mit gleichermaßen virtuosem Zugriff wie farbiger Brillanz, dramaturgisch sicher gesetzter Abwechslung und feiner Empfindung Cembalobearbeitungen des Thomaskantors von eigenen und fremden Werken (Vivaldi, Marcello, Torelli). In diesen Werkkomplexen geht es quasi um ein „Umdenken“ des Originals, eine Übersetzung in ein anderes Medium. Birsak hielt auf erstaunlich vielfältige und vielseitige Weise Balance zwischen dem jeweiligen „Ton“ des Stücks und seiner cembalistischen individuellen Färbung. Das sicherte dem feinen Heimspiel des Musikers auf solider, in den schnellen Sätzen wirbelig-offensiver technischer Basis eine Freiheit der Gestaltung, die ein facettenreiches Spiel zuließ. Von der Toccata in G bis zum berühmten „italienischen Konzert“ konnten die mit herzlichem Applaus dankenden Zuhörer einen Abend erleben, bei dem sich Instrument und Spieler von der besten Seite zeigten; lebendig sprechend, leidenschaftlich, gefühlvoll und satzübergreifend intelligent. hb