BACHGESELLSCHAFT / RECREATION
Der Bachchor "at his best"
„Mozart trifft Johann Sebastian Bach“: Für den 4. Abend des Zyklus
„Recreation 2006“ (Samstag, 7. 10.) der Salzburger Bachgesellschaft lag
die Pfarrkirche Mülln als Veranstaltungsort nahe.
Von Horst Reischenböck, DrehPunkt Kultur
8/10/06 Das war stimmig, denn diesmal lag ein nicht geringer Anteil im sakralen Musikbereich, und so war die Müllner Kirche auch hinsichtlich der Akustik optimal passend. Und mit dem Salzburger Bachchor „at his best“ wurde (nicht nur, sondern auch) ein optimales Ensemble aufgeboten.
Prof. Gerhard Walterskirchen spürte vorerst in seinem Einführungsvortrag auch den Auswirkungen von Bachs Instrumentalschaffen auf das Wiener Musikleben im 18. Jahrhundert nach: Interessant, weil nicht so allgemein geläufig, die Verbindungslinien durch Gottlieb Muffat (Sohn des bei uns in Salzburg tätig gewesenen Georg) als Klavierlehrer sowohl der jungen Maria Theresia wie von Prinzessin Amalie, der Schwester Friedrich d. Großen, in Potsdam.
Bereits in jungen Jahren hatte ja Wolfgang in Italien den „stile antico“ studiert, was sich dann nicht zuletzt in seinen Messen niederschlug. Der einleitend erklungene, im Mai 1770 in Rom entstandene „Canon ad unisonum“, ein Kyrie für fünf Soprane KV 73k (89) steht allerdings noch nicht in direktem Bezug mit Bach. Nach den weiblichen Solisten unter Alois Glaßners engagiert präziser Leitung bot die ganze Riege an Vokalisten gleich anschließend die Motette „Komm, Jesu, komm“ BWV 229. Vor der Pause dann den Kanon „Ave Maria“ KV 554, passend ergänzt zum Vergleich durch den gleichfalls kanonisch anhebenden, nur Orgel und Kontrabass als Begleitung fordernden Chor Nr. 11 "Sicut locutus est" aus dem „Magnificat“ BWV 243.
Dazwischen eingebettet spürte Florian Birsak in „beredter“ Darstellung am Hammerklavier den beiden Präludien und Fugen Nr. 11 in F- resp. C-Dur Nr. 1 aus dem „Wohltemperierten Clavier“ Teil 2 nach, die Mozart übrigens nicht bearbeitete. Er überraschte zwischendrin auch durch die tonal passende Verbindung in Gestalt des Modulierenden Präludiums F/C KV deest, das wie eine Improvisation anmutet: vielleicht ein Testen auch der klanglichen Möglichkeiten eines Instruments, wie dies ähnlich auch Bachs prüfende Hände getan haben mögen. Im 2. Teil des Programms widmete sich Birsak genauso hingebungsvoll jenes (von Mozart selbst im Brief vom 20. April 1782 an Schwester Nannerl als „ungeschickt“ eingestuften) „Präludio und eine dreystimmige Fuge“ in C, KV 383a (394), an dessen Entstehen Gattin Konstanze Schuld war.
Organistin Michaela Aigner lieferte zum klanglichen Kontrast von der Empore herab Sätze aus zwei Triosonaten (c- bzw. d-Moll BWV 526/27). Vom Kyrie aus dem Requiem KV 626 ging es dann mit „Singet dem Herrn ein neues Lied“ BWV 225, mit der die Thomaner einst Mozart selbst anlässlich seines Leipzig-Aufenthalts überraschten, in die auch von der zeitlichen Ausdehnung her gewichtige Schlussgerade. Dem Veranstalter mochte man es nicht verübeln, dass er gerade damit den eigentlich dominierenden Schwerpunkt auf den Namenspatron legte, gilt sie unter dem Kleeblatt an Doppelchor-Motetten ja als berühmteste, komplexeste und zweifellos auch am schwersten auszuführende. Alle daran Beteiligten sind zu loben: Die Wiedergabe dieser Motette allein wäre schon den Besuch dieses Konzerts wert gewesen!